Bunt und lecker
Voller Wehmut gebe ich bekannt, dass dies unser letzter Besichtigungstag war. Nach einem ausgedehnten gemütlichen Frühstück fuhren wir nach Sibiu. Die Gegend hier ist so wunderschön. Wir fuhren durch dichte Laubwälder, die Bauern auf den Pferdefuhrwerken fuhren schon die erste Heuernte heim und alles sah sehr idyllisch aus.
Auch Sibiu hat einen wunderbaren Altstadtkern. Sie hat mich zwar nicht so begeistert wie Brasov, aber sie ist auch wirklich sehr sehenswert. Sie ist um einiges grösser als Brasov und hat viele verwinkelte Gässchen. Wir spazierten durch diese Gässchen und bummelten bis zum Wochenmarkt. Dort gab es eine Fülle an Früchten und Gemüse, Käse,
Fleisch, Honig und Blumen. Es war ein richtiges Farbenspektakel. Leider sind die Rumänen mit dem Fotografiert werden nicht unbedingt einverstanden und sie liessen sich von uns nur ablichten, wenn wir auch etwas kauften. Schade! Es gab so viele Fotomotive… Wir kauften Tomaten, Birnen, Weintrauben, Käse und Tannenhonig für den Winter, der angeblich sehr gut für den Hals sein soll. Mal sehen! Wir durften ganz viel Honig probieren und der Tannenhonig war einfach am Leckersten. Ich liebe Wochenmärkte und die Einkäufe schmeckten soooo herrlich, so richtig sonnengereift (Klingt kitschig, war aber so) Die Geschmacksexplosion war meiner Meinung nach die Birne. Man kann es gar nicht beschreiben … Schade, dass dies unser einziger Wochenmarkt war. Am Rückweg kehrten wir noch auf ein Getränk in eine total romantische Seitengasse in einen Weinkeller ein. Wir sassen in dieser Seitengasse, die Kinder fanden eine Katze zum Spielen und wir genossen das Ambiente und die Getränke. Auch der Weinkeller selbst war total nett. Ein uraltes Kellergewölbe mit Kerzen und indirektem Licht beleuchtet, viele Nischen, echt schön. Da würde ich gerne mal Abendessen. Neben dem Lokal gab es ein kleines Geschäft, wo wir endlich ein Stockerl zum Einsteigen in den Wohnwagen gefunden haben. Ja, ich gebe es gleich zu: Ich habe unser Stockerl am Rastplatz stehen lassen. Heute waren wir den ganzen Tag auf der Suche nach einem passenden Ersatz. Denn gestern diente uns eine Bierkiste als Einstiegshilfe.
Auf dem Weg zum Auto lief uns noch ein Clown mit so Luftballonschlangen über den Weg. Das war genau das richtige für unsere etwas mürrischen Kinder. Das viele bummeln und schauen ist nichts für sie. Viktoria hockerlt sich sofort hin und geht in ihren Energiesparmodus und Lorenz versucht uns zu irgendeinem Einkauf für ihn zu überreden. Der Clown munterte die Kinder auf und drehte Lorenz ein Schwert und einen Helm und für Viktoria eine Blume, die er sogar mit etwas Parfum beträufelte. Die Kinder waren glücklich, wir waren glücklich und der Clown war, nachdem er € 2,00 erhalten hat, auch glücklich.
Nachdem wir wieder beim Campingplatz angekommen waren, hatten wir einen kurzen Schockmoment. Unser Vorzelt hing nur noch an einer Aussenstange. Martin war gleich entrüstet und meinte: ” Jetzt haben sie uns die Vorzeltstangen gestohlen.” Er war ehrlich völlig entnervt. Als wir dann einparkten, sahen wir die Stangen am Boden liegen. Anscheinend hatte sie der Wind umgeblasen. Ein etwas sehr älterer Deutscher, er hat auch so ein Mobil mit drehbaren Sessel wie Herr Klamler, kam gleich zu uns gehumpelt und meinte vorwurfsvoll, er habe die Stangen einmal aufgestellt und sie sind dann wieder umgefallen und wir sollten das Vordach doch bitte beim nächsten Mal, wenn wir wegfahren, einziehen. Machen wir gerne, denn morgen geht es ja eh weiter nach Timisoara. Martin wird heute noch tief in sich gehen und an seinen tiefliegenden Vorurteilen arbeiten…