Hoch und eng

Eingepfercht zwischen zwei Wohnmobilen und einer Mauer sitze ich hier und schreibe meinen Blogeintrag. Wie es dazu gekommen ist? Das erzähle ich nun:
Wir sind heute um 10:00 Uhr gut in Gilau weg gekommen. Der Campingplatz Eldorado war wirklich sehr schön und kam sowohl im Sanitärbereich als auch vom Stellplatz sehr nah an österreichische Verhältnisse heran. Auch das holländische Besitzerpaar war ausgesprochen nett und kümmerte sich rührend um uns und vor allem um Viktoria.
Die Fahrt war wirklich super unaufregend. Die Straßen gut, die Dörfer grau in grau mit mindestens zwei Kirchen und hier und da Stände mit irrsinnig vielen Melonen. Die Landschaft änderte sich nicht viel, aber braucht sie auch nicht, da wir uns noch lange nicht satt gesehen haben. Manchmal sieht sie aus wie gemalt und wenn Menschen, die auf den Feldern noch ohne Maschinen arbeiten, dazu kommen, dann erinnert sie stark einen alten Heimatfilm.
Kurz vor Sighisoara – unserem Ziel – blieben wir wieder einmal stehen und kauften einen gebundenen Strang roter Zwiebel. Die Kinder des Bauern bettelten uns um Süssigkeiten an und so gaben wir ihnen ein Sackerl Haribo (ein grosses Sackerl). Ich bin schon sehr gespannt darauf wie die Zwiebel schmecken, aussehen tun sie jedenfalls toll!
Wir kamen ohne Probleme in Sighisoara an und fanden auch die Straße vom Campingplatz. Wir wussten, dass der Campingplatz Villa Franka auf einem Berg lag, aber dass er auf der Spitze des Berges lag, wussten wir nicht. Die Straße wurde immer steiler und ich schickte schon ein stilles Stoßgebet nach oben. Martin blieb entspannt, aber sehr konzentriert, und fuhr zügig immer weiter. Die Straße wurde immer schlechter, umdrehen konnten wir nicht mehr, bis wir bald nur mehr auf einem Feldweg fuhren. Entgegenkommen hätte uns keiner dürfen. Am Ende der Straße war dann die Pension und Camping Villa Franka, aber wir fanden den Campingplatz nicht. Hinter dem Restaurant war ein grosses Hochzeitsfestzelt aufgebaut und sonst war da nichts. Gut, wir gingen dann mal fragen und die Kellnerin meinte, wir können uns ruhig hinter das Zelt stellen. Wir besichtigten nun das Gelände hinter dem Zelt und es war katastrophal. Ich ließ meinen Blick nur mal kurz über den Boden schweifen und sah Dosen und jede Menge Scherben, wahrscheinlich von diversen Hochheitsgästen. Uns war ziemlich schnell klar, dass wir hier nicht bleiben würden und schauten uns dank Gittis W-Lan Box im Internet nach Alternativen um. Camping Aquaris hieß unser neues Ziel. Aber zuerst gingen wir dort gleich Mittagessen und genossen die traumhafte Aussicht über Sighisoara.
Danach fuhren wir wieder runter. Unsere Auflaufbremse quietschte was das Zeug hielt und wir waren somit gut zu hören. Ich glaube sie wurde noch nie so viel benutzt. Aber alles lief gut und mit unserem Traumnavi fanden wir auch super zum Camping Aquaris. Wir fuhren bis ans Ende der Straße wo auf einem grossen Schiebetor Camping Aquaris stand. Ich checkte uns ein und erwartete, dass uns das Tor zum Campingplatz geöffnet wurde, aber Fehlanzeige das Gatter daneben wurde aufgeschoben und wir konnten in einen rumänischen Campingabstellplatz hinein fahren. Wir waren so entsetzt. Wir standen nun in dem kleinen Hof, fünf Wohnmobile waren schon da und uns blieb nur noch der Platz neben der Chemietoilette. Das kam für uns überhaupt nicht in Frage, aber fürs weiterfahren war es nun auch schon zu spät. So entschlossen wir uns längs der Mauer hinzustellen. Tisch und Sessel bauten wir vorne bei der Deichsel auf, ans Vorzelt war überhaupt nicht zu denken. Ein Belgier begrüsste uns recht freundlich und gemeinsam mit ihm konnten wir über diesen Abstellplatz lachen. Nach 10 Minuten fand auch Martin den Platz echt arg, aber cool. Als alles geregelt war, kamen zwei Münchner Wohnmobile. Eines nahm gleich den Platz vor uns noch ein und die anderen mussten sich mit dem Chemietoilettenplatz zufrieden geben. Man begrüsste sich, lachte über die Zustände und genoss die entspannte Stimmung auf so engem Raum.
Obwohl wir eigentlich drei Nächte hier geplant hatten, werden wir auf zwei verkürzen und deshalb spazierten wir gleich heute Nachmittag ins Zentrum von Sighisoara. Die Oberstadt mit der Burg ist wirklich entzückend. Hier merkt man, dass schon viele Gebäude renoviert wurden, aber das Geld für vieles einfach fehlt. Es hat einen ganz intensiven mittelalterlichen Charme, weil man sogar von den Geländern glaubt, dass sie noch aus dieser Zeit stammen. Die Leute sind sehr entspannt und wir genossen auf dem netten Marktplatz einen selbstgemachten Holundersaft und ein Stück Torte. Lecker! Eine Livemusik spielte und während die Kinder Tauben fingen, ließen wir die Seele baumeln.
Zurück am Campingplatz angekommen, traf mich fast der Schlag. Ein Deutscher VW-Bus parkte genau vor unserem Wohnwagen. Zuerst dachte ich wir könnten kaum einsteigen, aber das täuschte. Der VW- Bus stand auf der Höhe unserer Deichsel und vom Tisch zum Bus haben wir zwei Meter Abstand. Jetzt sitzen Martin und ich hier bei einem guten Glas Wein (The Bean) und geniessen die Hinterhofromantik!
Morgen bleiben wir noch hier und besuchen Viscri mit einer mittelalterlichen Kirchenburg.

IMG_3375.<br />
JPG
Unser schöner Stellplatz in Gilau

IMG_3381.JPGAntonia und ihre Schwester – vielleicht sehen wir sie in Bran wieder

IMG_3386.JPG
Klassischer Zwiebelkauf

IMG_3380.JPG
Blick vom Restaurant Villa Franka auf Sighisoara

IMG_3405.JPG
Der Glockenturm – Wahrzeichen von Sighisoara

IMG_3408.JPG

IMG_3410.JPG

IMG_3412.JPG
Wunderschönes Sighisoara

IMG_3417.JPG

IMG_3416.JPG
Von unseren Starfotografen

IMG_3441.JPGAm Campingplatz

IMG_3443.JPG
Klopapier wie Schleifpapier

Comments are closed.